Driften
26.07.2025 Tomaszowo bei Żagań (Polen)
Was ist Driften?

Driften (engl. drifting) ist eine Fahrtechnik, die sich vor allem durch ein kontrolliertes Übersteuern der Hinterachse auszeichnet. Dabei verliert das Heck des Fahrzeugs den Grip zur Fahrbahn, während der Fahrer weiterhin präzise die Kontrolle behält. Ein Schlüsselelement dieser Technik ist das sogenannte Gegenlenken – das Lenken in die entgegengesetzte Richtung der Kurve, um trotz des Rutschens die gewünschte Fahrbahn zu halten. Auf den ersten Blick mag Driften wie ein Kontrollverlust aussehen, tatsächlich erfordert es jedoch ständige, bewusste Kontrolle und große fahrerische Fähigkeiten. Dadurch zählt es zu den spektakulärsten und präzisesten Formen des Autofahrens.
Wie kann man Driften ausprobieren?

Meine Lust aufs Driften begann, als vor einigen Jahren in Legnica das JapFest stattfand – das größte Festival japanischer Automobilkultur in Polen und eines der größten in Europa. Eine der Attraktionen waren Drifting-Vorführungen. Damals dachte ich, dass so eine Fahrt ein unglaubliches Erlebnis und ein riesiger Adrenalinschub sein muss. Das Thema geriet einige Jahre in Vergessenheit, bis ich während einer Fahrt mit meinem elektrischen Rollstuhl auf dem ehemaligen Flugplatz in Legnica ein paar Autos beim Driften sah. Im Internet suchte ich nach einem Drift-Club in meiner Nähe und stieß auf den Verein Drift Strefa. Ich schrieb eine E-Mail mit der Anfrage, ob ich als Beifahrer driften dürfte, und erklärte, dass ich eine Tetraplegie habe. Sehr schnell bekam ich eine Antwort, dass es kein Problem sei, und nach Terminabsprache trafen wir uns im Fahrtechnik-Trainingszentrum in Tomaszów bei Żagań.
Erste Drifting-Serie

Die Ankunft am Drift-Ort war ein unglaubliches Erlebnis. Das Brüllen der Motoren, jede Menge Rauch und der Geruch von verbranntem Gummi steigerten meine Vorfreude, im Auto beim Driften zu sitzen.
Nach der Begrüßung erfuhr ich, dass ich mit Paweł Malik, einem der besten Fahrer Polens, driften würde.
Mich in das "Driftauto" zu setzen, war wegen des Überrollkäfigs, den jedes professionelle Sportauto hat, nicht einfach. Doch schließlich klappte alles, und wir fuhren an die Startlinie.
Die ersten Sekunden waren pures Chaos: enormes Beschleunigen, Motorengeheul und plötzliche Richtungswechsel ließen den Adrenalinspiegel höher steigen als je zuvor. Alles verlief dennoch kontrolliert und war ein unvergessliches Erlebnis. Man kann es nicht beschreiben – man muss es erleben! Zum Schluss war der Reifenrauch, der nach der Fahrt ins Wageninnere drang, ein weiteres unglaubliches Gefühl. Auch die nächsten beiden Fahrten waren eine perfekte Mischung aus Adrenalin und Euphorie, etwas so Einzigartiges zu erleben.
Zweite Drifting-Serie

Die zweite Drifting-Serie fand mit dem Vorsitzenden des Vereins Drift Strefa, Łukasz Misiak, statt.
Der Umstieg in ein anderes Auto war interessant, da dieses abnehmbare Vordertüren hatte. Das machte den Einstieg leichter, doch der Überrollkäfig war wie zuvor eine Herausforderung.
Am Ende klappte alles, ich wurde wie zuvor mit einem 4-Punkt-Gurt gesichert und war bereit für weitere spannende Fahrten. Obwohl ich schon drei Drifts hinter mir hatte, brachten die nächsten ebenso starke Emotionen. Ein bisschen Angst mischte sich mit einer Adrenalinspitze, doch alles verlief mit großem Sicherheitsgefühl und vollem Vertrauen in den Fahrer. Die drei Fahrten vergingen im Flug, und ich war glücklich, weitere außergewöhnliche Momente erlebt zu haben.
Können Menschen mit Behinderungen driften?

Driften, wie viele andere Extremsportarten, schließt Menschen mit Behinderungen nicht aus. Mit der richtigen technischen Vorbereitung, Entschlossenheit und Unterstützung der Motorsport-Community ist es möglich, nicht nur teilzunehmen, sondern auch Erfolge zu erzielen. Beispiele wie Bartek Ostałowski, der mit dem Fuß fährt, inspirieren andere und beweisen, dass Grenzen oft nur im Kopf und nicht im Körper existieren. Es gibt auch andere Fahrer im Rollstuhl oder mit Prothesen an Armen oder Beinen. In meinem Fall ist aufgrund meiner schweren Behinderung nur das Driften als Beifahrer möglich.
Lohnt es sich, Driften auszuprobieren?
Meine Erfahrung mit Driften hat mir erneut gezeigt, dass eine Behinderung kein Hindernis sein muss, um selbst extreme Träume zu verwirklichen. Dank der Offenheit und Freundlichkeit von Menschen mit Leidenschaft wie dem Team von Drift Strefa konnte ich Teil dieser spektakulären Motorsportdisziplin sein. Für mich war es nicht nur Adrenalin und Aufregung, sondern auch ein Beweis dafür, dass Einschränkungen oft nur in unseren Köpfen existieren. Wenn du dich also jemals gefragt hast, ob Driften etwas für dich ist – probiere es aus. Egal wer du bist und mit welchen Herausforderungen du lebst, die Welt des Driftens kann dir etwas geben, das du nie vergessen wirst.


